100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern von Katapult (2019)
tl;dr: Ein irgendwie beglückendes Buch genau mit dem, was der Titel verspricht. Von Deutschlands innovativstem Verlag/Magazin. Zum Selberlesen oder Verschenken oder auch als klassisches „Coffee Table Book“ (für die Post-Corona Zeit).
Es war ein Geschenk meiner Kinder zu Weihnachten 2020 und ein Volltreffer. Zwar hatte ich wegen eines sehr guten Artikels zu Hass gegen Kommunalpolitikern schon einmal von Katapult, dem Magazin, gehört – der erschien wenige Tage vor der Gründung von Starke Demokratie e. V, aber kam mir einige Monate erst unter die Finger (vermutlich über Twitter). Aber auch in dem Moment haben ich mich nicht weiter mit dem Projekt Katapult beschäftigt.
Aber nun zunächst zum Buch: Es liefert, was es verspricht. 100 (Landkarten-) Visualisierungen von Daten und Fakten, die helfen, unsere Welt besser zu verstehen. Der klare aufklärerische Anspruch von Gründern, Magazin und Buchauswahl tritt etwas hinter der gut gelaunten Mischung von Themen zurück: Es geht von offensichtlichem Nonsens (Stromverbrauch im Jahr 1600 in Europa), über Nischenwissen zu Dialekten, Bräuchen, Ortsnamen über „normales Wissen“ wie die oben gezeigte Grafik zu neun Facetten der politischen Ordnung in Europa bis hin zu dem Aha-Grafiken. Hier nur als Vorgeschmack: die Größe der Fläche auf einer Karte, die zeigt, wieviel Land ein Riesensolarkraftwerk verbräuchte, um die ganze Welt mit Strom zu versorgen (Spoiler: total wenig).
Ein Buch für alle, die gern auch mal freiwillig im Diercke-Weltatlas in der Schule geblättert haben und auch Geografie-Unterricht OK bis super fanden. Aber vielleicht auch für alle, die „Erde“ oder „Geo“ immer hassten, denn die Macher von Katapult machen es einfach gut. Möglicherweise ändert sich die Einstellung…
Ein Buch und ein Magazin aber auch für alle, die mit Trübsinn den Niedergang von Zeitungen und Zeitschriften beobachten, oder die – wie ich – länger in der Medienbranche gearbeitet haben. Ein neues Konzept, Erfolg, moderne Sprache, Marketing, Finanzierungsquellen – einfach eine starke Sache!
Es gibt noch einen dritten Punkt, warum man Buch und Magazin gut finden kann: Es passt genau mit den von mir sehr geschätzten daten-getriebenen Optimismus, den man auch bei Our World in Data von Max Roser oder Arbeit von Hans Rosling und seiner Familie finden kann. Es ist einfach besser, als miesepetrig vermeintlich besseren Zeiten hinterher zu trauern (sie waren es nicht!) oder vermeintlich negativen Langfrist-Trends (sie stimmen meist so nicht). Ich persönlich bin drauf gekommen, als ich vor einigen Jahren las, dass sich die Zahl der Allerärmsten auf der Welt seit 1990 halbiert hat – dies während ich Entwicklungsökonomie studiert und in der Entwicklungshilfe gearbeitet hatte – ich habe es irgendwie nicht mitbekommen. Wir haben alle eine Neigung, eher die negativen Nachrichten wahrzunehmen. Also – die richtigen Medien und Datenquellen in den Blick nehmen!